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»transparenz schafft akzeptanz«

Letterfontäne ll

Exzellente Letteratur für den Schüler und den Meister

Seit letztem Sommer liegt die aktuelle Ausgabe von Letterfontäne immer in greifbarer Nähe. Und seit letztem Sommer hatte ich angekündigt meinen Eindruck zu diesem Werk über die Entstehung und den Umgang mit Typografie hier niederzuschreiben. Gar nicht so einfach diesem wunderbaren Buch gerecht zu werden. Quasi die überwältigende Sprachlosigkeit. Jetzt – nach dreimaligem Durcharbeiten – das Fazit vorweg: Dieses Typografie Werk von Joep Pohlen gehört in jede Bibliothek von Menschen und Institutionen die mit Schrift umgehen, den Umgang mit ihr lehren oder das Wissen um Typografie vertiefen wollen. Gleichsam Geschichtsbuch, Lehrbuch, Nachschlagewerk und Schriftmusterbuch in einem. Ein Buch für den Schüler und den Meister. Prädikat: wertvoll!

letterfontäne | foto | olli schuh

letterfontäne | foto | olli schuh

Bereits die Ausgabe von 1996, mit seinem kompakten Wissen und zu einem »democratischen Preis«, hat mich frohlocken lassen und mich zu einem Loblied veranlaßt: Exzellente Letteratur!

Die aktuelle Ausgabe ist aber viel mehr. Nicht nur vom tatsächlichen Seitenumfang, sondern eben auch inhaltlich. Der Entwicklung der Schrift bis hin zum Druck mit Lettern, die technischen, gesellschaftlichen oder künstlerischen Einflüsse erhalten ausführliche Beachtung und Betrachtung. Der Schriftmusterteil ist etwas kompakter geworden. Dafür sind Alternativvergleiche auf der Suche nach dem passenden Font hinzugekommen. Der Umgang und Einsatz von Schrift, Typografieentwurf, Satzgestaltung bis hin zu Detailtypografie werden vermittelt ohne in Stein gemeisselte Rezepte zu liefern, sondern um anzuregen und zu sensibilisieren.

Der Anatomie und Ästhetik von Buchstaben und Fonts sind große Teile gewidmet, durchziehen aber immer wieder alle Bereiche des Buches.

Wem dies nicht genug ist, der findet in der sehr umfangreichen Bibliografie, die Werke, aus denen der Autor Joep Pohlen sein Wissen schöpft. Diejenigen Titel, die Letterfontäne überdurchschnittlich beeinflusst haben, sind dabei rot herausgestellt. [Ich wäre noch glücklicher, könnte ich behaupten nur ein Zehntel dieser feinen Bibliothek zu kennen oder gar zu besitzen.]

Sehr umfangreich sind auch die Indexe zu Schriften, Schriftenentwerfer und Schriftenverlage. Im Glossar werden auch allgemein in der Typografie verwendete Begriffe besprochen, die ansonsten nicht im Buch vorkommen. Die im Buch verwendeten Begriffe finden sich im Allgemeinen Index.

letterfontäne | foto | olli schuh

letterfontäne | foto | olli schuh

Dieses Buch liest sich einerseits wie ein historischer Tatsachenroman der Typografie. Andererseits fesselt es einen sofort an jeder x-beliebigen Stelle, egal welche Seite man aufschlägt. Vermutlich fixt es mich auch deshalb so an, weil ich von Haus aus die Entwicklung vom Bleisatz, über den Fotosatz, bis hin zur Digitalisierung von Schriften hautnah und praktisch miterlebt habe.

Es bekommt einen Ehrenplatz in meiner kleinen Sammlung. Besten Dank, lieber Joep Pohlen und Geert Setola (der dem Autor tatkräftig zur Seite stand)!

Letterfontäne – Anatomie der Schrift
Joep Pohlen
Hardcover, Halbleinen, drei farbige Lesebändchen, 16,8 x 24 cm, 640 Seiten
Inkl. Typometer
Website: http://www.letterfountain.com/DE/indexD.html

Verlag TASCHEN
ISBN 978-3-8365-2510-7
€ 49,99

Anmerkung zum Schluß: Auf die Frage von Joep Pohlen, wer dieses Buch in Deutschland verlegen könnte (die vorherige Ausgabe erschien im niederländischen Verlag FONTANA), empfahl und vermittelte ich damals ungesehen den Verlag Hermann Schmidt | Mainz. Umso erstaunlicher das Erscheinen im Verlag TASCHEN, den ich bis dato anders positioniert sah.

 

DIE GENERATION MAN MÜSSTE MAL

Eine Streitschrift von Claudia Langer

Eigentlich erwischt mich dieses Buch zu einem völlig falschen Zeitpunkt. Oder besser: Ich kann mich noch nicht entscheiden, ob es mich zu einem »jetzt erst recht« oder einem »mache ich doch schon seit Jahren so« nötigt. Vermutlich entscheide ich mich für ein »jetzt erst recht«, denn alles andere wäre Resignation und sicher auch nicht Ziel des Buches. Mich persönlich hat das Buch nicht umgehauen. Jedenfalls nicht so schonungslos, wie es die Autorin auf den ersten Seiten »androht«. Denn die allermeisten Erkenntnisse in diesem Buch sind für mich nicht neu und erschrecken mich daher nicht. Das mag anderen Zeitgenossen, die sich vielleicht nicht so intensiv mit den Möglichkeiten nachhaltigerer Lebens- und wirtschaftsweisen auseinandersetzten, ganz anders ergehen. Ich bin sicher, viele wird es schockieren. Denn jede Generation bekommt hier ihr Fett weg. Auch unsere Eltern. Unverblümt. Denn es ist bereits fünf nach zwölf.

man müsste mal | claudia langer | foto | oliver schuh

man müsste mal | claudia langer | foto | oliver schuh

Dieses Buch ist keine Streitschrift, sondern eine Anklageschrift. Es verdonnert uns alle, endlich zu handeln, statt zu lamentieren. Ich bin sicher, bei einigen wird es das Gegenteil bewirken. Das bleibt nicht aus. Das wird auch Claudia Langer wissen. Die Hoffnung ist aber, daß es bei uns allen klickt und wir aus der Lethargie erwachen, die uns lähmt, die Zukunft endlich tatkräftig und verantwortungsvoll in die Hand zu nehmen.

Claudia Langer stellt zehn Paragraphen auf, an denen wir uns messen lassen müssen. Einen davon möchte ich gern zitieren, weil genau dieser Paragraph (neben anderen) mich besonders in meinem eigenen Bestreben um Nachhaltiges Kommunikationsdesign antreibt:

»§ 4 – WIR, DIE »MAN MÜSSTE MAL«-ELITEN, ÜBERNEHMEN VERANTWORTUNG
Wir informieren, statt totzureden. Wir exponieren uns und gehen ein Risiko ein. Wir überzeugen, statt abzuwägen. Wir fordern Taten, konkret, und gehen selbst mit gutem Beispiel voran. Wir verändern, statt zu zerreden. Wir sind uns unserer Vorbildfunktion bewusst und nehmen sie ernst. Nicht nur in den Talkshows, Feuilletons und Bürgersalons. Sondern im wahren Leben.«

Ich hatte mich zwischenzeitig gefragt, wer zur Zielgruppe dieses Buches zählt. Es ist sonnenklar: jeder.

Claudia Langer
DIE GENERATION MAN MÜSSTE MAL
Eine Streitschrift

Erschienen 2012 im Droemer Verlag
ISBN 978-3-426-27576-4
Hardcover, 190 Seiten, 18,- Euro

Wer handeln will, kann dies auch hier tun und unterschreiben:
DAS GENERATIONEN-MANIFEST – 10 Warnungen und 10 Forderungen an die Politik
Bis zur Bundestagswahl am 22. September 2013 sollen mindestens 100.000 Unterschriften gesammelt werden. Bis heute sind es rund 76.000. Mit Ihrer Hilfe und Verbreitung sind die 100.000 noch zu schaffen.
Initiatoren sind neben Claudia Langer viele Prominente.

Was macht ein Gebrauchsgrafiker im Urlaub?

Aktiv abschalten

Eine meiner wenigen guten Eigenschaften ist das totale Abschalten im Urlaub. Das gelingt schon im eigenen Garten auch ganz spontan, funktioniert aber umso besser bei einem echten Tapetenwechsel, fern von allen gängigen Kommunikationsmitteln. In diesem Urlaub an der dänischen Nordseeküste in der Jammerbucht gab es quasi gar keine Kommunikationsmittel oder Medien. Verpasst habe ich ganz offensichtlich nichts. Und dies ist fast immer die Erkenntnis, wenn man wieder zu Hause ist. Die Erde dreht sich weiter, auch ohne ständige Erreichbarkeit oder tägliche Statusmeldung in den sozialen Medien.

Und so kann ich mich dann auch ganz wunderbar völlig anderen Dingen widmen. Neben der Familie, versteht sich!
Zum Beispiel der Rezension von »Letterfontäne«, von Joep Pohlen.

rezension letterfontäne | foto | quinn schuh

rezension letterfontäne | foto | quinn schuh

Oder dem Werkstattbau, damit es dann auch endlich mit dem Atelierbau weitergehen kann. Das wäre dann ein positiver Selbstdruck in der aktiven Pause. Natürlich nicht ohne den nötigen Spaß oder den Sinn für’s Detail. ;-)

werkstattbau | foto | olli schuh

werkstattbau | foto | olli schuh

Das nächste Lagerfeuer Ende August wäre dann auch ein schöner Druckpunkt um die eine oder andere Maßnahme wieder fertigzustellen. Somit entspringt dem aktiven Abschalten oder dem Seele baumeln lassen auch immer wieder etwas Neues. Weiter geht’s!

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