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»transparenz schafft akzeptanz«

Schöpfungshöhe ade!

Fast unbemerkt verabschiedet sich der zweifelhafte Maßstab Schöpfungs- oder auch Gestaltungshöhe

Eine Hürde für die Schutzfähigkeit laut Urheberrechtsgesetz UrhG in der angewandten Kunst, war bisher die Gestaltungshöhe. Damit fallen die höheren Anforderungen gegenüber zweckfreier Kunst weg.

So heißt es bereits Ende letzten Jahres in der Legal Tribune ONLINE:

»Der BGH hat am Mittwoch entschieden, dass an den Urheberrechtschutz von Werken der angewandten Kunst grundsätzlich keine höheren Anforderungen zu stellen sind als an den von Werken der zweckfreien Kunst. Die Karlsruher Richter geben damit ihre bisherige Rechtsprechung auf, wonach Werke der angewandten Kunst eine besondere Gestaltungshöhe aufweisen mussten, um Schutz nach dem UrhG zu genießen.«

Zum ganzen Artikel: BGH zu angewandter Kunst: Urheberrechtsschutz für Geburtstagszug. In: Legal Tribune ONLINE, 13.11.2013,  http://www.lto.de/persistent/a_id/10029/ (abgerufen am 20.01.2014)

Ein, wie ich finde, löbliches und wegweisendes Urteil, welches auch vielen Grafik-Designern aus dem Herzen sprechen müsste. Sicher bin ich mir da allerdings nicht, denn mir ist diesbezüglich kaum Reaktion zu diesem Thema aufgefallen. Allenfalls scheint es nur zu einer Randnotiz zu reichen. Dabei ist es ein weiterer Schritt in Richtung Gleichstellung kreativer Branchen. Darüberhinaus wird es Auftragnehmern wie Auftraggebern eine größere Rechtssicherheit geben. Es wird wohl aber vermutlich noch ein Weilchen dauern, bevor dies bei den Kollegen angekommen ist.

Gleichstellung von Künstlern …

… weltweit und gegenüber anderen Urhebern

Die VG Bild-Kunst ruft zur Petition zur weltweiten Anerkennung des Folgerechts für Künstler und Fotografen auf. Was für Komponisten, Drehbuchautoren, Regisseure, Schriftsteller u.a., selbstverständlich ist, bleibt den Künstlern und Fotografen bisher verwehrt. Diese Petition fordert damit die Gleichstellung aller künstlerischen Urheber weltweit und damit auch die Beteiligung der Künstler und Fotografen an der kommerziellen Zweitnutzung, bzw. -verwertung ihrer Werke. Vermutlich werden selten Kollegen und Kolleginnen der grafischen Zünfte in den Genuß dieser Verwertungen kommen, dennoch dürfte eine Solidarität aller Kreativen das Urheberrecht für alle Zünfte stärken. Ohnehin ist da seitens hiesiger Designverbände wenig Vorreiterrolle, Gewicht oder Vertretung zu erkennen. Mit dieser Petition können Urheber das Heft selbst in die Hand nehmen.

VG Bild-Kunst

der kreative Butterberg …

… oder die Fettecke der Kreativwirtschaft?

 

der kreative butterberg | cartoon | oliver schuh

der kreative butterberg | cartoon | oliver schuh

 

Seit einigen Jahren macht Politik eine Wachstumsbranche aus und nennt sie (Kultur- und) Kreativwirtschaft. Mit rund 137 Mrd. Umsatzvolumen in 2010 – laut »Monitoring zu ausgewählten wirtschaftlichen Eckdaten der Kultur- und Kreativwirtschaft 2010« der Bundesregierung – kann man das Potenzial auch kaum übersehen. Und auf den ersten Blick macht es fast ein wenig stolz zu den »nur« eine Million Menschen zu zählen, die diese Umsätze erzielt haben sollen. Die Dunkelziffer der Beteiligten dürfte dabei aber wesentlich höher liegen. All die Neffen, Nichten und Kukis und all diejenigen die unter einem Jahreseinkommen von weniger als 17.000 Euro liegen, werden meines Wissens nämlich nicht erfasst. Und das dürfte eine nicht ganz kleine kreative Ansammlung sein.

Nun erkennt die Politik also Potenzial und will fördern. Im allerersten Moment habe ich mich dabei erwischt zu fragen, warum man etwas fördern will, was aus sich selbst heraus offenbar eine Erfolgsgeschichte ist? Und im zweiten Moment fallen mir diverse staatliche Subventionsmodelle ein, die oft nicht das erzielt oder schlimmer noch, daß Gegenteil von dem bewirkt haben, was eigentlich erreicht werden sollte.

Erst neulich wurden in einer Plenarsitzung, in gemütlicher Runde die Anträge zur Förderung der Kreativwirtschaft von Regierungsparteien und Opposition diskutiert. Nach meinem Empfinden wurde recht deutlich, daß die Redner Ihrer Parteien eine jeweils recht unterschiedliche Auffassung davon hatten, was eigentlich in den sehr dehnbaren Oberbegriff Kreativwirtschaft gehört? Mal davon abgesehen, daß dieser Begriff unvollständig ist. Heißt doch der neuersonnene Wirtschaftssektor Kultur- und Kreativwirtschaft. Und laut Wiki gehören dann auch gleich elf Teilbereiche dort hinein: »Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt sowie Software/Games-Industrie.« Wohlgemerkt, es geht jeweils um die jeweiligen Märkte. Und so scheint es mir auch nicht weiter verwunderlich, daß die Regierungsparteien sich eher um die Förderung der Wirtschaft, als um die Förderung von Kultur und Kreativität kümmern möchten, während die Opposition sich mehr um das Auskommen, die Altersabsicherung und die urheberrechtlichen Belange der kulturellen und kreativen Akteure zu bemühen scheint. So mein Eindruck.

Für die Teildisziplin Designwirtschaft bleibt zu hoffen, daß Politik dem inflationären Run auf die hippen Berufe nicht noch mehr Vorschub leistet, denn schon jetzt gibt es einen kreativen Butterberg, der wächst und wächst.

Wer Spaß an den Reden zur (Kultur- und) Kreativwirtschaft hat, findet die Streams hier: Förderung der Kreativwirtschaft

Lawrence Lessig: Freie Kultur

Wesen und Zukunft der Kreativität
Gerade entdeckt, möchte ich dieses Werk rund um die Schutzfähigkeit von Kreativität vom US-Amerikanischen Jura Professor Lawrence Lessig, nicht aus den Augen verlieren.
Als OpenBook ist das 297 Seiten starke Buch frei erhältlich.
Meine Meinung dazu folgt demnächst. Wer jetzt schon eine hat, darf sie hier gern äussern.

Lawrence Lessig

Freie Kultur

Wesen und Zukunft der Kreativität

Aus dem Englischen übersetzt
von
Annegret Claushues und Hartmut Pilch
Creative Commons License
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Attribution-NonCommercial 2.0 License.

stärkung der designwirtschaft

15 forderungenAls erster Designverband bezieht die AGD klar mit 15 Forderungen an die Politik Stellung: Der Urheberschutz muss ausgeweitet, der ermäßigte Steuersatz für Designleistungen grundsätzlich eingeführt und über die Künstlersozialabgabe muss seitens der Bundesregierung und der KSK besser informiert werden.

Quelle: www.agd.de

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