die gebrauchsgrafiker | der blog

»transparenz schafft akzeptanz«

Oder für eine gute Idee einen Blindband
Wie man es auch dreht und wendet, herausgekommen ist eine schöne Aktion.
Kürzlich berichtete, der in Designer- und Typografenkreisen allseits bekannte Verlag Herman Schmidt Mainz, voller Stolz von der Fertigstellung seines Blindbandes (ein unbedrucktes, fertig gebundenes Handmuster) für das neue Werk »Retrofonts« in Twitter:

»Als wir das Blindmuster des „knuffigen” Buchs in der Hand hielten, waren wir so begeistert, dass wir unsere Freude an dem Band mit unseren Followern auf twitter teilten. gebrauchsgrafik zwitscherte sofort zurück „hätt ich auch gern”. Wir nehmen Ihre Wünsche ernst. Und unser Buchbinder nimmt nach Retrofonts eine kleine Palette 90-Gramm-Naturpapier von Lessebo Design auf die Straße, PEFC zertifiziert, und bindet zum Abschluss eine limitierte Kleinauflage neutraler Halbleinenbände in Format und Ausstattung von Retrofonts.

Eins für Oliver Schuh aus Hamburg, der uns auf die Idee brachte, eins für Sie – solange der Vorrat reicht. Für eigene Schriftentwürfe, Skizzen, Erinnerungen – und gute Ideen!«

Ich erlaube mir hier aus dem Newsletter vom Verlag zu zitieren, weil ich es zum einen für eine schöne Geste halte und zum anderen ein sehr schönes Beispiel für richtig verstandenes Social Media Marketing ist. Erstklassig!

Erstklassig aber natürlich auch der Blindband. Ein wirklich hervorragend verarbeitetes Buch mit wundervollem Papier. Fast zu schade zum skizzieren. Und darum ist es noch jungfräulich unbekritzelt. Ja, ich bin so einer, der sich sogar an einem Papierstapel erfreuen kann. ;-) Und erstklassig ist damit natürlich auch die Verkaufsförderung des Verlages, denn meine Kinder – klar, beide Zeichentalente – fordern ihr eigenes Skizzenbuch. Da kann ich schwerlich nein sagen.

Wer es denn schafft, diesen Wälzer zu füllen, der kann mit Recht behaupten sein eigenes Werk geschaffen zu haben. Fangen wir an. ;-)

blindband | foto | oliver schuh

blindband | foto | oliver schuh

8 Kommentare zu „Ein Blindband für gute Ideen!“:

  1. Retrofonts » Beitrag » die gebrauchsgrafiker | der blog

    […] Werk hat mich sozusagen von Anfang an interessiert, habe ich doch sogar schon den unbedruckten Blindband vorab in Händen halten dürfen. Selbstredend gefällt mir das gedruckte Werk noch um […]

  2. ollischuh

    Da habe ich doch einige Exemplare dieses Blindbandes an meine kreative Familie verschenkt, die es auch schon ausgiebig gebraucht. Und ich selbst »wagte« es bisher nicht, dieses jungfräuliche Skizzenbuch zu nutzen. Das muß diese Ehrfurcht vor einem schönen Papierblock sein. ;-)
    Blöd, nicht?
    Dachte ich heute auch, als mir eine schöne Idee zu einem ersten Podcast kam. Und so habe ich es endlich heute entweiht oder besser eingeweiht, mit einem kleinen Storyboard.
    Das Eis ist gebrochen und künftig werden alle Ideen im Blindband aufgezeichnet.

    Tschüssing

  3. Sven Maschmann

    Hi Olli,

    das kommt doch irgendwie seehr bekannt vor. Vielleicht liegt es an der ‘Seele des Gestalters’, daß so mancher Gebrauchsgegenstand zum Objekt (erhöht) wird.
    Vielleicht leigt es aber auch am guten Händchen des Verlags. Erstaunlicherweise ging es mir mit dem Abreiss-Kalender “mindestens haltbar bis: 31.12.1999” aus dem selben Haus genauso. Viel zu Schade zum Benutzen, nur lässt sich das später nicht einfach nachholen. ;-)

    Habe auf die Schnelle leider keine Abbildung gefunden, werde das gute Stück bei Gelegenheit kurz ablichten, ist noch immer sehr sehenswert.

    Groetjes

  4. ollischuh

    Genau so ist es!
    Das hast Du sehr treffend beschrieben.
    Und Kunstkalender stapeln sich hier zu Hauf. Und zwar jungfräulich.

    Aber das Gute, wenn man erstmal angefangen hat, löst es. ;-) Will sagen, ich nutze grad das Skizzenbuch eifrig.

    Tschüssing
    Olli

  5. Nicole Kreye

    mir fällt dazu ein, dass ich als Kind (wie jedes andere Kind bestimmt auch) Aufkleber gesammalt habe. Sehr schöne Aufkleber mit Sarah Kay (ruhig Blut Jungs, wir Mädels standen halt darauf!), Holly Hobbit und anderer romantischer Mädchenkram. Nie habe ich sie benutzt, sie waren mir immer zu schade. Im fortgeschrittenen Teeniealter (oder war es schon zum Auszug aus dem Elternhaus?) habe ich sie dann weggeworfen. Geklebt hätten sie eh nicht mehr und mein Geschmack hatte sich in der Zwischenzeit gewandelt. Das fand ich damals ziemlich schade.
    Meiner Tochter versuche ich nun einzubleuen, Dinge zu benutzen, Aufkleber nicht für “gut” aufzuheben sondern zu nutzen und genießen.
    Und ich selbst? Und ich selbst horte hier immer noch viel zu oft die schönen Papiere aus den netten Mailings der Papierhersteller. Warte ich auf “den” Anlass?
    Daher: das war gut so Olli – nix für irgendwann aufheben, sondern nutzen und sich daran erfreuen, dann hat man später sogar eine emotionale Erinnerung an die schönen Dinge!
    Grüße – Nicole

  6. Karin Schmidt-Friderichs

    Erst mal danke für den Bericht, dann auch von mir das Bekenntnis zu einer Mischung aus Angst vor dem ersten Strich, der das schöööööne Teil entweihen könnte und sammlen statt nutzen. Habe beim book of independence ewig gebraucht, bis ich losgelegt habe und selbst wenn wir ja an der Quelle solchen Blindbände sitzen, ging es mir auch mit den Blindbänden zu Retrofonts und Mutzum Skizzenbuch genau so. Nicole, ermutigen Sie weiter! (es gibt übrigens als Entschädigung für die eigenen verlorenen Sticker traumhafte Wallstickers bei http://www.kapitza.com, liegen grade auf meinem Esstisch und SOLLEN nun nihct wieder nur gesammelt werden) Und wir “Großen” machen uns wechelseitig Mut! Denn wenn man angefangen hat, versteht man ja gar nicht mehr, wieso man das nich längst getan hat…
    Herzlich Karin Schmidt-Friderichs

  7. ollischuh

    Mir ist das offensichtlich in die Wiege gelegt. ;-) Vater Schriftsetzer, Mutter sehr kreativ. Da hat man Papier, Buch und Material wertschätzen gelernt. In der Ausbildung zum Gebrauchsgrafiker bin ich wahrscheinlich der gewesen, der am wenigsten Reinzeichenkarton versaut hat. Meine Kinder verwenden nun auch für Kritzeleien oder zum Ausmalen von Pinseln abgelaufene Briefbogen oder Makulaturbögen aus der Druckerei meines Vertrauens. Hemmungen haben sie allerdings nicht. Sie skizzieren auch auf Servietten. ;-) Und das ist auch gut so. Das erste was sie übrigens gleich gemacht haben, war dem Blindband die besondere persönliche Note zu geben, indem sie den Buchdeckel gestaltet haben.

    Bei der Gelegenheit der Hinweis: Ich hole regelmäßig aus der Druckerei Papierverschnitt oder vom Beschrifter Restfolien für die eigenen Kinder und für den hiesigen Kindergarten und die Schule. Das wird immer gern genommen. ;-)

  8. Ich packe in meinen Koffer,… » Beitrag » die gebrauchsgrafiker | der blog

    […] Geschenk 3: Blindband […]

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