die gebrauchsgrafiker | der blog

»transparenz schafft akzeptanz«

Die Hamburg Kreativ Gesellschaft hatte zum 8. Dezember 2017 unter dem Motto »Kennenlern- und Vernetzungstreffen« die Interessenvertretungen der verschiedenen Teilmärkte der hamburger Kreativwirtschaft eingeladen.

Und eine beachtliche Anzahl Kreativer aller Coleur kamen und vertraten Ihre Vereine, Verbände, Institutionen oder Interessengemeinschaften. Wenn ich richtig gezählt habe, nahmen insgesamt 33 engagierte Abgesandte die Einladung an. Darunter Vertreter aus den Bereichen Bildende Kunst, Film, Games/Software, Musik, Presse, Theater/Tanz, Werbung, Fotografie und eben auch Design.

Als stellvertretendes Präsidiumsmitglied des BDG · Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner e.V. folgte ich der Einladung sehr gern und war angenehm verblüfft, ob der großen Resonanz. Allerdings war allein die Vorstellungsrunde schon so ausgeweitet, daß kaum Raum zum echten Kennenlernen war. Einige Vertreter und Vertreterinnen haben sich und Ihre Verbände doch sehr detailliert vorgestellt – hier hätte ich mir ein Kurz und Knapp gewünscht, denn Mitglieder waren hier nicht zu generieren.

Apropos Kurz und Knapp: ich habe der Hamburg Kreativ Gesellschaft ein Wegeleitsystem empfohlen. ;-)

Aus meiner Sicht angenehm pointiert hat sich Dr. Carsten Brosda, Senator der Behörde für Kultur und Medien, zur Lage der Kreativwirtschaft in Hamburg geäußert, der unter dem Strich den Akteuren empfiehlt gemeinsame Schnittmengen/Ziele/Forderungen/Wünsche zu formulieren, um diese dann gebündelt vorzutragen. In der folgenden Gesprächsrunde wurde dann auch sehr deutlich, was er meinte. Die geäußerten »Forderungen« an die Hansestadt waren doch sehr unterschiedlich, teils sehr unspezifisch und zu einer handfesten Schnittmenge kam es in der Kürze dann eben auch NOCH nicht.

Denn einig waren sich aber alle darüber, daß diese Initiative der Hamburg Kreativ Gesellschaft fortgeführt werden soll. Im nächsten Schritt sollen/können alle Vertreter zwei bis drei Themen formulieren, bei denen Nachholbedarf besteht, bzw. bei denen die Hansestadt Hamburg der Kreativwirtschaft helfend zur Seite stehen kann.

Viel zu kurz kam mir ein anschließender gemütlicher Teil. Genauer gesagt, es gab keine kleine gemütliche Runde. Immerhin, ich konnte zwischen Tür und Angel noch im Small-Talk meine vermissten Themen bei Claudia Wondratschke und Inga Wellmann anbringen. Letztere, Referatsleiterin Kunst und Kreativwirtschaft der Hansestadt Hamburg, konnte mich positiv überraschen. Denn die, meiner Ansicht nach, mangelnde Betriebswirtschaftliche Ausbildung in kreativen Studiengängen, ist offenbar seit kurzem ganz offiziell Thema.

Ich trete gerne offene Türen ein und vertiefe ebenso gern, bei nächster Gelegenheit, relevante Themen zur Förderung und Sicherung existenzieller Rahmenbedingungen für Kommunikationsdesigner und benachbarter, kreativer Gewerke.

Die Macht der Farbe

Irgendwo hier im Blog habe ich bereits über meine Vorgehensweise beim Entwurf von Signets sinniert. Erst die Form, dann klappt es auch mit der Farbe oder so ähnlich. – Ah, hier, gefunden: Stimmt die Form, klappt’s auch mit der Farbe.

Die Wirkung der Farbe entfaltet sich umgekehrt immer dann, wenn es auf die Form nicht ankommt. Oder fast nicht. Denn in dieser schönen Begebenheit, die zeigt, wie wunderbar einfach Wiedererkennungswert herzustellen ist, ist die Form eine Jacke – genauer gesagt, eine Trainingsjacke.

Und Trainingsjacken findet man meist in Sportvereinen oder auf Camping-Plätzen. Und darum zitiere ich mal aus unserem hiesigen Sportverein TSV Stelle, genauer, der Fußballabteilung:

»Möge die Jacke mit Dir sein!

TSV Stelle Jackenträger: Oliver Schuh | Janaina

… Eines Abends um Himmelfahrt 2017 herum, finden sich Freunde, Ihre Kinder und deren Freunde und selbstverständlich meine Familie auf unserem Lieblingscampingplatz an der Ostsee ein, um zünftig unter freiem Himmel zu grillen. Die Freunde der Kinder hat man bereits oberflächlich kennengelernt, aber zuvor noch nie gesehen.

Da sich nun alle an der Camping-Tafel eingefunden hatten, stach mir am Ende des Tisches eine mittelblaue JAKO Trainingsjacke in die Augen. Sofort deutete ich Janaina, Trägerin dieser Jacke, sich doch bitte mal umzudrehen. Alle waren sichtlich erstaunt. Und ich erst. Prangte doch in großen Lettern das »TSV Stelle« auf ihrem Rücken!

Sofort folgten die Fragen, wieso, warum, weshalb und sowieso. Heraus kam, daß Janaina bereits vor einigen Jahren beim TSV Stelle Fußball gespielt hatte. Und zwar im Jahrgang 2003, meiner aktuellen U15 Mannschaft! – Zufall? Schicksal? Oder geplant? – Irgendwie wohl alles. Sofort lud ich sie ein sich doch mal unser Training anzuschauen. Ehrlich gesagt ohne große Hoffnung. Umso freudiger die spontane und offenbar völlig selbstverständlich Antwort: »ja, klar!« – Klasse! …« Die ganze Anekdote gibt es hier.

Natürlich ist es nicht ganz richtig, wenn ich eingangs schrubbte, es käme in diesem Falle nicht auf die Form an. Im Grunde ist die Jacke die Form. Noch genauer, die Jacke ist der Kontext. Hätte Janaina also eine Handtasche in diesem Blau gehalten, würde kein Otto-Normalverbraucher die Brücke zur Fußballabteilung des TSV Stelle schlagen. Noch dazu gab es auch sonst kaum Kenntnisse oder Hinweise auf eine Verbindung. Zugegeben, nun bin ich doppelt involviert. Einmal als Trainer und dann als Gestalter, der eben auf solche Wiedererkennbarkeit Wert legt und entsprechende Antennen aufweist.

Streng genommen wird die Wiedererkennung durch eine weitere »Farbe« unterstrichen: Weiß. Der weiße Schriftzug »TSV Stelle« auf der Rückseite ist zwar nichts Besonderes, bzw. bietet sich an, würde aber z.B. in schwarz vermutlich nicht eindeutig auf unsere Fußballabteilung hinweisen.

Als Gebrauchsgrafiker treibe ich es dann ja auch auf die Spitze. Das Blau der Jacke, das Weiß des Vereinsschriftzuges und drunter das Gelb des Sponsors. Und für den, der weiß, daß die Farben der Fußballabteilung Blau und Gelb sind, schließt sich der Farb-Kreis. Ein wirklich rundes Bild ergibt sich dann durch die Typografie. Insofern kommt dann im Detail doch wieder die Form ins Spiel. Immerhin. Mittlerweile zieht sich diese Kombination durch Trikots, Trainingsanzüge, Website, Facebook und Plakate.

Es liegt aber auch in der Natur eines ehrenamtlich geführten Vereins, daß jeder engagierte Trainer, jeder Verantwortliche, jeder Sponsor so seine eigenen Vorstellungen verwirklicht haben will. Obwohl, manchesmal ist es in Unternehmen nicht anders und so wird völlig ohne Not die Wiedererkennbarkeit untergraben.

Oder: Never say, never change a running system

Und irgendwann kommt dann eben doch der Tag, an dem man sich den Mühlen einer Upgradeschleife hingeben muß. Quasi unverschuldet. Denn bislang war ich mit meinem ollen Betriebssystem Windows Vista und meiner Adobe Creative Suite 4 Mastercollection sehr zufrieden. Auch mein HP Pavilion aus dem Jahre 2008 tut hier täglich ohne Murren seinen Dienst. Murren. OK. Der Lüfter der Radeon Grafikkarte bekommt ab und an ein Tröpfchen Nähmaschinenöl und in dem Zuge saugt man auch schonmal durch. Aber das war es dann auch mit Inspektion oder gar Ersatz von Komponenten. Kurz: Ich habe bis zum heutigen Tage nicht wirklich etwas vermisst. Die Performance des Rechners kann immernoch mit heutigen Geräten mithalten. Das Betriebssystem hat mir nie Ärger bereitet und meine Mastercollection lies keine Wünsche offen. Ohnehin habe ich vermutlich kaum eine Ressource auch nur annähernd ausgeschöpft.

dgg-upgrade-cc

upgrade | foto | oliver schuh

Warum also ein Upgrade. Genauer gesagt, warum ein Upgrade auf Adobe CC?
Hm. Warum eigentlich? So ganz genau kann ich es gar nicht mehr sagen. Vermutlich war es eine Mischung aus verschiedenen Gründen. Ein wichtiger Grund war wohl, daß mittlerweile Auftraggeber – warum auch immer – Adobe CC oder wenigstens CS6 ihr »eigen« nennen und man nicht das Nadelöhr zwischen Kunde, Kollegen und Medienproduktioner sein will. So sehr ich auch mit meiner altbackenen Haltung kokettiere. Es war denn also mehr ein Zugzwang, um den ewigen Rechtfertigungen aus dem Weg zu gehen. Ja. Ermüdungserscheinungen und fransige Unterlippe machten sich breit. Diese Energieverschwendung kann man sich auch sparen.

Kleinere Auslöser waren dann noch ein paar Features die mir einen Mehrwert suggerierten.

ABER, der vermutlich wichtigste Grund war Sohnemann, der sich mit Adobe Photoshop Testversionen probierte. Und da ja meine Kinder mal mein Imperium übernehmen sollen, konnte ich natürlich nicht umhin gleich die aktuelle Version zu buchen. Hier hätte es sicher keinen Sinn mehr gemacht eine alte CS4 Arbeitsplatzversion auf den, von meinem Sohn selbst zusammengestellten Monsterrechner mit Win 10 pro zu installieren. Also flugs noch geschaut, ob mein Rechner den Versionsprung verkraftet und siehe da, Adobe meint, mein Rechner schafft das und erlaubt CC parallel zu den bestehenden CS4 Versionen zu installieren. Prima.

Dachte ich.
Nachdem ich tatsächlich – und habe ich einmal eine Entscheidung getroffen, setze ich sie auch spontan um – die Fußfessel Abonnement ignoriert hatte und das komplette Paket gebucht habe, wollte ich es dann natürlich auch wissen. Und? Was war? Pustekuchen. Der Download von Photoshop CC funktionierte, doch die Installation nicht. Vista wird nicht unterstützt. Prima. Dieser Hinweis war vorher nirgendwo zu finden. Ein Systemcheck seitens Adobe VOR Buchung eines Abonnements wäre eine hilfreiche Möglichkeit.

Zwischenlösung.
Sohnemanns Win 10 pro Rechner mußte her. Plötzlich ist dann Adobe aber oberschlau und erkennt, daß Sohnemann bereits eine 7-Tage Testversion laufen hatte. Abgelaufen, wohlgemerkt. Kein Problem. Die Frage nach einer gültigen Adobe-ID konnte ich ja Dank käuflich erworbener Lizenz beantworten. Pustekuchen II. Stets verwies das schlaue CC auf eine bereits installierte, aber nicht mehr lauffähige Testversion. OK, dann deinstallieren wir den Quatsch mit der Testversion doch einfach. Pustekuchen III. Geht nur mit neuer oder alter ID, ich weiß es nicht mehr so genau. Weder die für die Testversion nötigen Zugangsdaten, noch die neue, käuflich legitimierte ID wurde angenommen.

Adobe Support Chat.
Dann fragen wir doch mal eine freundliche Dame, namens Elisabeth und erfuhren, daß wir zunächst den Adobe Creativ Cloud Manager hätten installieren sollen. Oder hieß es Applikation Manager? Ich weiß es nicht mehr genau. Doch eines weiß ich. Nirgendwo auf der Seite der im Abo zur Verfügung stehenden Applikationen (Programme) gab es den Hinweis, erst oder überhaupt diesen Manager zu installieren. Auch ist das Teil nicht prominent ganz oben aufgeführt, sondern befindet sich, vermutlich alphabetisch sortiert irgendwo mittenmang.
Und, natürlich funktionierte auch das nachträgliche Installieren nicht.

Es kommt noch besser.
Mit der neuen Info, es gäbe einen Applikation Manager, bin ich dann wieder an meinen Rechner gegangen und habe das Teil ganz stumpf dort installiert. Zack. Löpt. Ohne Murren lies sich das gute Stück auf meinem alten Vista Rechner einrichten. Mehr noch. Die im Manager gelisteten Programme ließen sich nun von dort aus installieren. Sieh mal einer an, dachte ich. Bis, ja, bis meine anfängliche Euphorie schwand. Denn während mir das Installations-Tool suggerierte, ich hätte nun InDesign, Photoshop und Illustrator CC auf meinem Rechner, holte mich am nächsten Tag, also nach einem Neustart die Ernüchterung wieder ein. Im Applikation Manager sah ich nun die richtige Bezeichnung der bereits installierten Versionen. Allesamt waren es lediglich CS6 Ausgaben.

Durchatmen.
Und eine weitere Nacht drüber schlafen, dachte ich. Denn ich war kurz vorm Storno. Und dann endlich die lange hinausgezögert Entscheidung ein System-Uprade auf Win 10 pro zu vollziehen. Immerhin hatte ich mir die vergallopierten Win 7 und 8 Experimente gespart. Systemcheck und siehe da, meine Kiste schafft auch diese Hürde noch mit einem Lächeln. Nur, Win 10 kann man selbstverständlich nicht einfach über Vista drüberbügeln. Und ehrlich gesagt, wäre mir dieser Weg auch viel zu unsicher. Also habe ich es wie Sohnemann gemacht, der sich vor einem Jahr seinen eigenen Rechner zusammengestellt hatte. Eine jungfräuliche Samsung SSD 850 EVO mußte her.

Arschglatt.
Blank wie ein Babypopo wurde flugs die neue SSD – eine ultraschnelle und solide Speicherplatte, die künftig ausschließlich für Betriebssystem und Adobe Applikationen zuständig sein wird – eingebaut. Win 10 pro drauf. Adobe Application Manager drauf. Die wichtigsten Programme – diesmal wirklich CC – drauf und superschnelle Ladezeiten genießen. Tatsächlich ein Quantensprüngchen in Sachen Performance. Das Gute an dieser Vorgehensweise: Das alte Betriebssystem mit allen funktionierenden »alten« Programmen bleibt erhalten und kann nach Bedarf im Bootvorgang ausgewählt werden. So entsteht ein völlig neuer Arbeitsplatz ganz auf Nummer sicher. Bis auf die neue Samsung SSD, war keine neue Hardware nötig. Kein Computerschrott, kein neues Gerät. Wenn das nicht nachhaltig ist? Sorry, HP. ;-)

Fazit: Ob sich das Adobe Upgrade gelohnt hat, vermag ich noch nicht zu beurteilen. Ich vermute, ich werde prozentual noch weniger ausschöpfen können. Allerdings hat das Abo eine Kettenreaktion ausgelöst, die ich geahnt und daher immer vor mir hergeschoben habe. Schlußendlich haben mich meine Umgebung und Adobe mit sanfter Gewalt zu einer Neuinstallation »gezwungen«.

An dieser Stelle möchte ich bitten von Beileidsbekundungen abzusehen. Ein Apple kommt mir nicht ins Haus. Vermutlich hätte ich in den letzten acht Jahren, in denen mein HP zuverlässig seinen Dienst versieht – und ein Ende ist nicht abzusehen – minimum vier Apple Rechner durchschleusen müssen. Und das ist dann gar nicht nachhaltig.

… für Nachhaltigkeit im Design

Genau genommen, vollzog sich dieser Akt schon auf der BDG Präsidiumssitzung in Weimar, Ende 2015. Schließlich habe ich mich u.a. mit diesem Päckchen im Koffer auch zum BDG Präsidiumsmitglied wählen lassen. Also, mit einem ganz klaren Thema: Nachhaltigkeit im Design. Nun kommen die Weihen auch ganz analog, schwarz auf weiß und erinnern mich daran ein wenig Dampf zu machen.

bdg berufung | foto | oliver schuh

bdg berufung | foto | oliver schuh

So hat sich denn auch auf der letzten BDG Präsidiumssitzung in Hamburg ein Arbeitskreis aus den Präsidiumskolleginnen Leonie Altendorf (Wuppertal), Janina Lermer (München) und meiner Wenigkeit (Hamburg) gebildet. Schnell wird klar, die Position des Verbandes zum Thema Nachhaltigkeit zu erarbeiten ist so einfach, wie komplex. Wie man an meiner These »Gutes Design ist nachhaltig« aus dem Jahre 2011 ablesen kann. Ich bin sehr zuversichtlich, daß wir in diesem Team einen guten Beitrag erarbeiten und leisten werden.

Ich bin sehr gespannt auf die Zusammenarbeit und bedanke mich für das Vertrauen insbesondere bei Dorothea Schwabe, Leiterin des Referats Design, die mich schließlich berufen hat.

Das Bestiarium

Schubladendenken vom Feinsten

Kaum hatte ich meinen letzten Beitrag für ein sinnvolles und entspanntes Schubladendenken verfasst, kam mir das kleine, aber feine Büchlein »Das Bestiarium« von Jakob Maser in die Finger. Und nein, ich bin weder Ghostwriter noch Co-Autor dieses Werkes, wie man fast meinen könnte. Es ist der pure Zufall, daß dieses Buch auf geradezu wunderbare Weise meinen Blogbeitrag bestätigt. Einerseits. Und andererseits.

das bestiarium | werkstoff verlag

das bestiarium | foto | oliver schuh

Die Kategorisierung von »Unternehmenstypen im Kommunikationsdesign« nach SWOT Analyse lies mich sofort Stift und Block zücken, um mich gegebenenfalls gleich selbst einsortieren zu können. Am Ende des Buches war allerdings auch wieder klar, so ganz ordentlich passe ich dann doch nicht in eine dieser Schubladen und spreche vermutlich denen aus der Seele, die sich eben nicht kategorisieren lassen wollen. Nach dieser Analyse wäre ich die »One-Man-Show« mit erstklassigem Netzwerk (www.diegebrauchsgrafiker.net) und Hang zur  jungdynamischen »Koryphäe«, irgendwo zwischen »Designbüro« und »kleiner Werbeagentur«. Eben ein ganz spezieller Generalist, wie ich mich selbst gern und selbstironisch bezeichne.

Das Buch, erschienen im Werkstoff Verlag, in Kooperation mit dem BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner e. V., richtet sich an Auftraggeber und gibt einen nicht immer ganz bierernsten Überblick der Protagonisten im Kommunikationsdesign, der Stärken, Schwächen, Chancen und eben auch Risiken. Selbstverständlich ist da aus meiner Sicht noch Platz für die eine oder andere Schublade. Und der »Crowd-Sourcing-Plattform« hätte ich eben gerade nicht eine solche gegeben. Aber, unsere treuen Leser wissen spätestens seit der Remy’schen Wortschöpfung »Crowdsoßing« und meinem Blogbeitrag zum Thema, was von solchen wieselflinken Billigheimern zu erwarten ist. Im Buch munkelt man allerdings, es gäbe auch seriöse Anbieter.

Fehlen darf natürlich auch nicht die »eierlegende Wollmilchsau«. Und auch, wenn sie noch nie jemand zu Gesicht bekommen haben soll. Es gibt sie. Da bin ich mir ganz sicher. Spätestens nach dieser Lektüre, die – last, but not least – ganz, ganz wunderbar von Frank Hoppmann illustriert ist.

Das Bestiarium
Unternehmenstypen im Kommunikationsdesign
12 1/2 SWOT-Analysen

von Jakob Maser
illustriert von Frank Hoppmann

erschienen im Werkstoff Verlag, Münster, 2014
Hardcover
125 Seiten inkl. Glossar
ISBN 978-3-943513-02-8
€ 19,95 inkl. 7% MwSt.

Nachtrag: Obwohl sich dieses Büchlein an Auftraggeber richtet, macht es auch für Kommunikationsdesigner durchaus Sinn, sich dieser Lektüre hinzugeben, um mit einem lachendem und einem weinenden Auge zu realisieren, wie das Gegenüber einen eventuell einordnet. Oder, man findet noch die eine oder andere Stellschrauber sich eindeutiger zu positionieren. Ob das Werk schon für Jungspunde, wie sie im Buche stehen, wirklich Sinn macht, kann ich nicht mehr wirklich beurteilen. Viel Spaß!

Schubladen

es geht nicht ohne

schubladen | foto | oliver schuh

schubladen | foto | oliver schuh

Seit langem brennt mir ein ungeschriebener Beitrag auf der Seele. Immer wieder lege ich ihn gedanklich beiseite und werde dann doch überall an ihn erinnert. Erst kürzlich wieder in den »sozialen« Netzwerken, wenn es wiedereinmal um »die« Agenturen oder um »die« Designer ging. Ich weiß schon gar nicht mehr in welchem Zusammenhang ich mich erdreistete zu behaupten »Agenturen kochen auch bloß mit Wasser«, aber vermutlich liegt es schlicht daran, daß es den wieselflinken Kommentatoren nicht um die Kernaussage oder dem Kausalzusammenhang, sondern einzig um die ernüchternd diskussionstötende Feststellung ging: »es gibt nicht DIE Agenturen«. Jede sei anders und man können nicht alle in einen Topf schmeißen.

Doch.

Es geht gar nicht anders. Ob man will oder nicht. Unwillkürlich wird man in jeder Diskussion über eine größere Personengruppe, Branche, Neigung, Schicht, Geschlecht, Religion, Nationalität oder auch Markenfetisch, eine Kategorisierung vornehmen. Je größer die Gruppe oder der Abstand, desto pauschaler vermutlich die Einordnung. Natürlich gibt dies niemand gern zu. Wer möchte schon des Schubladendenkens bezichtigt werden?

Ich.

Es ist schlicht mein Job in Schubladen zu denken. Ich bin selbständiger Gebrauchsgrafiker. Da wähle ich nicht nur meine Auftraggeber nach bestimmten Kriterien aus, sondern es gehört schlicht zum Handwerkszeug die Empfänger meiner Arbeiten einzuordnen. Zielgruppenorientiert, wie es so schön heißt. Mehr noch, ich muß für Projekte mit mehreren Beteiligten nach unterschiedlichsten Kriterien auswählen, wer oder was zusammenpasst oder richtig ist für den jeweiligen Job, Auftraggeber oder Empfänger. Und auch wenn da in der Hauptsache das Bauchgefühl eine ganz große Rolle spielt, unwillkürlich, aber auch ganz bewußt, wird man im Sinne eines ordentlichen Ergebnisses in Kategorien denken.

Oh, da ist es schon wieder. Ich korrigiere im vorauseilendem Gehorsam: ICH denke im Sinne eines ordentlichen Ergebnisses in Kategorien. Und nein, es ist mir nicht egal, ob andere es auch so machen oder eben nicht. Ich wünschte mir, alle Kollegen und Kolleginnen könnte ich diesbezüglich in eine Schublade stecken, dann wären wir, was die Vermeidung von Streuverlusten angeht, einen deutlichen Schritt weiter. Natürlich weiß ich, daß auch in diesem positiven Fall, leider viel zu viele nicht richtig einsortiert wären. Im Klartext: Nicht jeder »Designer« schafft es in meine Schublade professioneller Kollegen und Kolleginnen, denen ich das zielgerichtete Denken und Handeln unterstelle. Das nenne ich positives Schubladendenken.

Streng genommen ist Schubladendenken bezogen auf die Konzeption auch ein Rollentausch. Ist die Zielgruppe (Schublade) definiert, schlüpft man – nein, ich – hinein und betrachte die Dinge aus eben dieser Warte.

Spezialisierung. Auch so ein Fächlein innerhalb des großen Designerbauchladens. Aber nur wer genauer hinschaut, näher rangeht und/oder vom Fach ist, wird die Unterschiede feststellen. Je weiter weg, desto unschärfer die Konturen oder gar Nuancen. Deshalb macht es auch überhaupt keinen Sinn, Aufträge auf Designplattformen auszuloben und alle mal machen zu lassen. Viel besser wäre eben näher ran zu gehen. Genau hinzuschauen. Herauszufinden, wer worfür am besten geeignet erscheint. Nie im Leben würde ich auf die Idee kommen wahllos einen Auftrag in den großen Pool kreativer Kollegen und Kolleginnen zu werfen. Damit werde ich niemandem gerecht. Weder den Mitstreitern, den Auftraggebern, den Empfängern oder der Sache.

Aber zurück zu den persönlichen Eitelkeiten. Genau. Eitelkeiten. Kürzlich las ich auf Design made in Germany den hervorragenden Artikel »Wir sind gestört. Zur Lage der Designer in Deutschland.« von Christian Büning, damals noch Präsident, jetzt Vize des BDG – Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner e.V.. Darin hat er, wie ich finde, trefflich das Selbstbild und die sich wandelnden Umstände aller Designer Deutschlands umschrieben. Zack.

Geht ja man gaaaaar nicht.

Kaum gepostet, kritisiert und kommentiert Delia Valentina Fröhlich – Kommunikationsdesign-Absolventin der HTW Berlin – an ganz anderer Stelle den Artikel von Christian Büning und ist ganz vehement und offenbar gar nicht einverstanden mit dem Schubladendenken des Autors. Dieser, wie ich aus eigener positiver Erfahrung weiß, sehr gesprächsbereite Vertreter unserer Zunft, läßt sich nicht lumpen und lädt die streitbare Delia Valentina Fröhlich zu einem Gastbeitrag auf den BDG eigenen Blog ein. Und so tat sie es auch: »Wir Designer. Gastbeitrag von Delia Valentina Fröhlich.« Aus der ursprünglichen Kritik ist dann eher eine Ergänzung geworden.

Selbstverständlich ist Kritik legitim und jeder kann es alles natürlich ganz anders sehen. Mein erster, aber auch letzter Impuls war allerdings: der Gastbeitrag unterstreicht geradezu, wie wichtig und richtig der offene, selbstkritische Blick und die Einordnung unserer Zunft durch Christian Büning war. Man mag vielleicht den einen oder anderen Halbsatz anders sehen, der Tenor ist aber richtig und beschreibt die Wandlung und die einhergehenden Zwiespältigkeiten heutiger Designer. Jung, wie älter.
Selten genug lese ich solch treffende Beschreibung von einem »Funktionär« (in des Wortes positivster Bedeutung). Und wie sollte man wohl einen Berufsverband im Sinne seiner Mitglieder – in diesem Falle eben Kommunikationsdesigner – lenken, wenn man nicht die einenden Eigenschaften oder Schnittmengen kennt oder benennen darf? Dies ist augenscheinlich wohl kaum möglich.

Allen, die es anders sehen, gebe ich den Tipp, mal eine zeitlang ohne ihren »Titel« Kommunikationsdesigner, meist gekürzt auf Designer, auf dem Markt der Eitelkeiten zu wandeln. Vermutlich ist es eine zeitlang ganz sexy und geheimnisvoll nicht eingeordnet werden zu können. Spätestens wenn die Aufträge mangels Positionierung ausbleiben, wird man dann wohl aber doch gewahr, daß Auftraggeber – ganz nachvollziehbar – gern die richtigen Schubladen ziehen, um sich bestimmten Dienstleistern anzuvertrauen.

Vielleicht erzähle ich beim nächsten Mal dann, warum es vermutlich lange vor Erfindung der Schublade wichtig war, in Kategorien zu unterscheiden.
Und wenn Ihr mögt, sortiert mich.

6. Media Mundo Kongress 2015

6. Media Mundo Kongress 2015

6. Media Mundo Kongress 2015

Am 11. November erwartet die Besucher des 6. Media Mundo Kongresses 2015 wieder eine illustre Auswahl an Rednern und Vordenkern.
Und am Vorabend kann man sich schon in geselliger Runde warmdenken und -diskutieren.

WUT allein reicht nicht!
Betitelt der Autor, Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke seinen halbstündigen Beitrag und ist damit vermutlich in diesem Jahr der bekannteste Redner.

Ich bin wieder sehr gespannt auf die Denkanstösse, Diskussionen, Sichtweisen und Ergebnisse.
Und ich arbeite immer noch daran, auch die Kreative Zunft an die Gesprächstische dieser Brancheninitiative des f:mp. (Fachverband Medienproduktioner) zu bekommen. Immerhin, der BDG (Berufsverband der Kommunikationsdesigner) ist bereits Verbandspartner. Und wer weiß? Vielleicht bekommen wir dann im nächsten Jahr einen möglichen neuen, fusionierten Dachverband aus Deutscher Designertag und iDD mit gebündeltem Wirkungsgrad an den Tisch.

Besonderes Bonbon:
– alle f:mp.-Mitglieder können den Kongress kostenfrei besuchen
– alle ehemaligen Media-Mundo-Kongressteilnehmer können den Kongress kostenfrei besuchen und
– alle BDG Mitglieder erhalten Sonderkonditionen
Und wer ganz lieb ist, erhält von mir ein kostenloses VIP Ticket für den 11. November!

Alle weiteren Details gibt es hier: http://www.mediamundo.biz/kongress/kongress2015

»Digital! Digital!«

Entscheidend ist auf dem Platz

Während andere noch virtuell schwadronieren was hätte, könnte oder sollte alles sein, stürmen wieselflinke Gebrauchsgrafiker über’s graue Grün.

Alle Welt schreit nach der digitalen Wollmilchsau, dem glückbringenden Allheilmittel per Klick. Digital Goldrush könnte man sagen. Dabei müssten doch alle noch die New Economy Blase im Gedächtnis haben. Der Schrei nach Informatik als Unterrichtsfach ab Klasse 5 wird immer lauter – vermutlich von Leuten, die gar keine Kinder haben oder wenigstens nicht an der Erziehung beteiligt sind, weil sie in ihrer digitalen Blubberblasenwelt Dinge sehen, die gar nicht existieren. Menschen hören auf fremdgesteuerte Fitnessdigtatur statt der inneren Uhr zu lauschen. Schöne digitale Welt.

Wir sind da sehr bodenständig und finden die Fragen und Antworten auf dem Platz.

U12 | foto | rainer lissakowski

U12 | foto | rainer lissakowski

 »die gebrauchsgrafiker« engagieren sich ganz analog mit harter Währung, körperlichen Einsatz und an der frischen Luft.

 

 

5. Media Mundo Kongress für nachhaltige Medienproduktion – rethink sustainability

Nach der Pause im letzten Jahr, war der diesjährige 5. Media Mundo Kongress am 18. November ein voller Erfolg. Kleiner, aber feiner, könnte man sagen. Hier kam zusammen, was in der nachhaltigen Medienproduktion zusammengehört. Auftraggeber, Kreative, Konzeptioner, Produktioner, Druckdienstleister, Papierhersteller und – nicht zu vergessen – Querdenker, Weiterdenker, Vordenker aus Wissenschaft und Wirtschaft.

Alle Media Mundo 2014 Vorträge jetzt auch als Video-Stream

Für mich persönlich das Highlight: Die Expertenrunde am Vorabend, also dem 17. November. Quasi ein kulinarisches Warm-Up. Chef-Organisator Rüdiger Maaß (f:mp.) und die Referenten Alexander Rossner (zunkunftswerk), Dr. Achim Schorb (ifeu-Institut) und Dr. Daniel Dahm (Club of Rome), haben sich jeweils mit Impulsen oder Thesen an die bunt zusammengewürfelten Tische gesetzt und entsprechende Diskussionsrunden im Wechsel angeschoben. Auf diese Weise konnten sich alle Gäste – im wahrsten Sinne des Wortes – auf Augenhöhe beteiligen und kennenlernen. Kein Frontalvortrag mit künstlicher Distanz, sondern gleich mittendrin und dabei. Wunderbar.

Genau mein Ding. Nicht das Kochen im eigenen Saft, sondern der Austausch aller Gewerke bringt uns weiter. Ich finde, dies ist mit diesem Get-Together hervorragend gelungen. Und so empfand ich die Vorträge am eigentlichen Kongresstag gleich viel anschaulicher, intensiver, weil von mehreren Seiten beleuchtet. Zu den bereits genannten Referenten kamen noch eine ganze Reihe weiterer Vortragende hinzu, die von neuen (alternativen) Geschäftsmodellen, Zertifizierungsabläufen, wissenschaftlichen Erkenntnissen, aber eben auch von Selbstverständlichkeiten sprachen.

Und während ich noch am Vorabend teils ungläubig angeschaut wurde, wenn ich behauptete, Nachhaltigkeit sei kein Alleinstellungsmerkmal, sondern Selbstverständlichkeit, konnte ich in den Vorträgen doch eine deutliche Veränderung, hin zu eben dieser Selbstverständlichkeit spüren. Besonders deutlich wurde dies beim Vortrag von Roland Makulla (oeding print gmbh), der da sinngemäß resümierte: »Wir drucken einfach nur noch grün, ob der Kunde will oder nicht.« – Bravo!

»Nachhaltigkeit ist ein Qualitätsmerkmal« Dieses Fazit ließ sich zum Schluß der Veranstaltung heraushören. Und Dr. Daniel Dahm (Club of Rome) nahm mir zum Finale meine Worte aus dem Mund: »Gutes Design ist nachhaltig.« Ob er meinen damaligen Vortrag mit eben diesem Titel gesehen hat ist zweitrangig. Wichtig ist die Erkenntnis und die Verbreitung.

Zusammenfassend für mich die drei wichtigsten Erkenntnisse des 5. Media Mundo Kongresses:

1. Austausch auf Augenhöhe, aller am Prozess Beteiligten

2. Nachhaltigkeit ist ein Qualitätsmerkmal

3. Nachhaltigkeit muß selbstverständlich sein/werden

In diesem Sinne, arbeite ich auch weiterhin als Media Mundo Beirat daran, auch die Kreativen noch näher an diesen wichtigen Wissenstransfer heranzuführen, besser noch, zu beteiligen.
Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für ihre Offenheit und bei Rüdiger Maaß und seinem Team für die hervorragende Organisation und Auswahl der starken Referenten.

Und im nächsten Jahr sind dann auch die Designer vom BDG – Berufsverband der Kommunikationsdesigner – dabei.

LUST und LAST

Die zwei Seiten des Designerlebens auf dem 4. iDD Kongress im Zollverein Essen

»Ich liebe den Zweitnutzen« höre ich mich gerade in meinem Pecha-Kucha Vortrag sagen. Und so war es denn auch. Am Vortag angereist, habe ich die Einladung des BDG Präsidiums wahrgenommen, dem öffentlichen Teil der Präsidiumssitzung und den anschließenden, gemütlichen Gesprächen beizuwohnen.

idd speaker | foto | oliver schuh

idd speaker | foto | oliver schuh

So inspiriert ließ es sich dann am nächsten Tag auf dem 4. iDD Kongress sofort sehr familiär angehen. Erstklassig organisiert und in einer tollen Location – dem Zollverein Essen, hervorragendem Catering und Service, vor allem aber auch mit interessanten Menschen vor und hinter dem Podest. Einzig am fehlenden Bier – nach meiner letzten Folie meines Pecha-Kucha Vortrages – könnte man noch arbeiten. Aber auch dieses einzige »Mängelchen« war wie weggewischt, als die bildhübsche Servicekraft sich für den bierlosen Kongress entschuldigte und mir schlagartig klar war, daß ich wenigstens eine Zuhörerin hatte, die mir bis zur letzten Folie folgte. Schön war auch, daß es nicht dabei blieb und noch eine ganze Reihe toller Feedbacks kamen, die mich immer noch schamviolett wandeln lassen. Ganz offenbar habe ich mit meinem Vortrag »Nein, danke.« offene Türen eingerannt. Das freut mich sehr. Und es hat mir verdammt viel Spaß gemacht, auch wenn ich nicht mehr sicher weiß was oder ob ich alles gesagt habe. ;-)

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