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»transparenz schafft akzeptanz«

Guten Aktionen gibt man ein Podium!
Eigentlich ist der Begriff “Nachhaltigkeit” für mich, nicht erst durch die aktuellen Geschehnisse, eher negativ besetzt. Jedenfalls weckt dieses Wort bei mir eher endgültige Assoziationen. Die Umwelt ist zerstört, eine Lebensform ist unwiderbringlich ausgestorben, ein Schaden ist irreparabel, ein Imageverlust hat langfristige Folgen, etc. etc., etc.
Sicherlich ist mit Nachhaltigkeit die positive Einflußnahme auf ökologisches, ökonomisches und soziales Verhalten gemeint. Dies kann aber nie ein endgültiges Stadium sein. Also, etwas ist nachhaltig und immerwährend positiv klingt für mich nicht plausibel. Aber ich bin ja auch kein Texter und vielleicht gehe ich von einer völlig falschen Seite heran. Egal.

Wichtig ist die Idee die dahinter steckt. Und diese gilt es zu unterstützen. Das fällt mir noch nicht einmal besonders schwer. Denn die meisten Punkte der Charta lebe ich sowohl privat, als auch geschäftlich.

Nachhaltiges Design beinhaltet für mich, daß Gestaltung und Entwicklung von Aussendarstellung oder Produkt eben dauerhaft Bestand hat, eben eine hohe Langlebigkeit. Wie das mit den immerwährenden Konsumanreizen und der eher trendigen Kurzlebigkeit von Konsumgütern zu vereinbaren ist, werden wir sehen. Ein Spagat eben.

Hier jedenfalls kann man auf der AGD Seite alles zur Idee lesen und eben, auch als Nicht-Mitglied, zeichnen:
Nachhaltiges Design in der AGD

agd charta für nachhaltiges design | foto | oliver schuh

agd charta für nachhaltiges design | foto | oliver schuh

23 Kommentare zu „AGD Charta für nachhaltiges Design“:

  1. Sabine

    Hallo Oliver,
    ich glaube vielen Begriffen geht es so, das sie bei einigen positive bei anderen negative Gedanken auslöst. Je nachdem welche Erfahrungen du gemacht hast mit diesem Begriff. Das wird wohl immer ein Problem sein.
    Für mich ist Nachhaltigkeit z.B. etwas allumfassendes ganzheitliches, betrifft Körper, Geist und Seele, oder Herz und Verstand, hat mit Gleichgewicht zu tun, Geben und Nehmen, Entwicklung. Das heißt mein Ausgangspunkt sind eher die Werte und meine innere Haltung zu etwas. So gehören Achtsamkeit, Wertschätzung und Respekt zu meinen Werten, die mein Handeln eben nachhaltig prägen.
    Ich glaube Nachhaltigkeit ist ein riesiges Feld, in dem auch Bewusstsein eine große Rolle spielt, somit hat jeder für sich selbst heraus zu finden, was für ihn Nachhaltigkeit bedeutet und wo er ansetzen möchte. Da sowieso alles miteinander verbunden ist, wirkt sich mein Einsatz an einer Stelle auch auf andere Bereiche aus. Und der Spagat mit den Konsumenten, da haben wir wohl noch etwas am Bewusstsein zu arbeiten.
    Es grüßt Sabine
    Mitglied der AGD und der AG Nachhaltiges Design… und immer offen und neugierig für Austausch, Anregungen und Diskussion.

  2. ollischuh

    Hallo Sabine,
    und vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar!
    Ich finde Du triffst den Nagel auf den Kopf und sprichst auch gleichzeitig eine Problematik an, die viele wichtige und gut gemeinte Projekte haben.

    A) das Ziel zu definieren,
    B) eine Strategie zur Verwirklichung des Ziels zu entwickeln und
    C) dem Kind einen unmissverständlichen Namen zu geben, den sich nicht jeder hinbiegt, wie er möchte, sondern den jeder möglichst gleich interpretiert.

    Schon hier http://blog.diegebrauchsgrafiker.net/2008/10/klimaneutraler-druck/ habe ich kritisch über die Begrifflichkeit “Klimaneutraler Druck” nachgedacht. Das sind einfach irreführende Begriffe, die eben vielfach ein: “ach, schon wieder so ein Siegel/Marketing-Gag” hervorrufen.

    Wieviele Anekdoten ranken sich um den “Grünen Punkt”? Ich habe einen Kunden, der mit neuen, wirklich guten Lebensmittelprodukten auf den Markt kommen möchte. Irre, was dem für Steine in den Weg gelegt werden. Am Ende muß er in einem Club mitmachen, der immer wieder fragwürdig ist. Und wer zahlt das gute Gewissen der Produzenten? – Genau.

    Ich bin übrigens der Ansicht, daß man nicht dem Konsumenten ins Gewissen reden muß. Und das dürfte schließlich auch überhaupt nicht Sinn und Zweck der AGD Charta für Nachhaltiges Design sein. Die Produzenten müssen einen Bewußtseinswandel durchmachen. Und da sollen schließlich auch die Designer ansetzen.

    Wie man einem börsennotierten Konzern einen Bewußtseinswandel einhauchen will ist wiederum fraglich. Hat ein Konzern ein Bewußtsein?

    Familienunternehmen fällt das deutlich leichter und werden auch ihr Nische finden.

    Eigentlich ist die Diskussion schon sehr alt, aber irgendwie stehen wir diesbezüglich immernoch am Anfang.

    Je mehr wir aber darüber reden, noch besser, je eher wir durchdacht handeln, desto eher passiert auch etwas.

    Ich freue mich auf weitere Gedanken.
    Tschüssing
    Oliver Schuh | agd | die gebrauchsgrafiker

  3. Sabine

    Hallo Oliver,
    Ziele definieren ist immer wichtig, finde ich gut, genauso eine Strategie entwickeln.
    Meist steht der Begriff Nachhaltigkeit für die 3 Säulen – Ökologie, Ökonomie, Soziales. Wie jeder versucht innerhalb dieser Felder zu agieren und seine Ziele festsetzt hat der Einzelne noch mal im Einzelnen festzulegen und zu entscheiden.

    Was ich feststelle ist, das überall auf allen Ebenen schon fleißig daran gearbeitet wird, nur ist es so schwierig einen Überblick zu erhalten. Zum Beispiel Mode, da ich aus diesem Bereich komme. Jetzt gibt es mehrere Plattformen, die sich mit grüner Mode auseinandersetzen. Doch, ja, was sind die Ziele, welche Plattform zeichnet sich durch was aus? Das wird mir oftmals nicht ganz klar und leider sind sie nicht wirklich vernetzt und arbeiten gemeinsam an den drei Säulen.

    Dem Kind einen Namen geben, so dass jeder es gleich interpretiert glaube ich wird schwierig sein. Begriffe, Wörter werden wohl immer mit Erinnerungen, Erfahrungen und somit Gefühlen verbunden sein. Vielleicht ist vielmehr wichtig, welche Inhalte hinter einem Wort stecken, dann ist es wohl egal welcher Name es ist???

    Den Konsumenten ins Gewissen reden möchte ich nicht. Als Tanzpädagogin finde ich es interessanter den Konsumenten Erfahrungen sammeln zu lassen, Einblicke und Impulse zu geben, das ihre Wahrnehmung und ihr Bewusstsein sich erweitert. Lernen. Jeder soll doch ein freier Mensch bleiben und frei entscheiden, was er möchte.
    Ich glaube nur mit Wissensvermittlung und Erweiterung der Wahrnehmung kann ein Bewusstsein für das Thema geschaffen werden. Das ist ein Thema, das mich selber sehr interessiert, wie schaffe ich das?

    Sonnige Grüße
    Sabine

  4. Angelika Dorsch

    Hallo Oliver

    Interessante Frage stellst du da… “Nachhaltigkeit” für mich ein Begriff wie “UltrasupermegaPerls” und ich bin Marketing Beraterin. Für mich sind Begriffe wie Wertschätzend&Respektvoll sehr viel wichtiger in allen Lebensbereichen (auch und besonders im Marketing) denn ob Produzent oder Kunstschaffender, ob Handwerker oder Dienstleister, wenn Respekt und Wertschätzung das Handeln bestimmen, kommt immer etwas dabei heraus, das “nachhaltig” positiv wirkt ;o}

  5. Harald Link

    Nachhaltigkeit ist ein Begriff, den ich nicht besonders mag, für den es aber leider kein gutes Äquivalent gibt. “Nachhaltigkeit” lässt sich sinnvoll nur im ökologischen Kontext verwenden. Ein Blick in den Duden bringt Klarheit: “nachhaltig” bedeutet, nur in dem Maße Ressourcen verbrauchend, wie es die Natur verträgt. Außerdem bezeichnet “nachhaltig”, dass künftige Entwicklungen nicht gefährdet oder eingeschränkt werden.
    Jeder andere Zusammenhang, der so gerne mit “Nachhaltigkeit” in Verbindung gebracht wird, erscheint mir aufgesetzt, man folgt da einer Mode und vereinnahmt einen bekannten Begriff für Dinge, für die er de facto nichts aussagt.
    “Nachhaltiges Design” ist als Begriff, wenn damit nicht die oben genannten Bedeutungen verbunden sind, für mich hohles Marketing-Geschwurbel und schreckt mich eher ab. Sorry, aber ich bin Mitglied im Club für deutliche Worte :-)

  6. Elke Fleing

    aahrgr – ich mag den Begriff “Nachhaltigkeit” nicht, er klingt so beamtig. Und er sagt auch eigentlich nix aus. Obwohl man durch common sense weiß, wofür er steht.

    Ich glaub aber nicht, dass man der Öffentlichkeit ihn noch wieder aberziehen könnte, selbst wenn man einen schöneren und sinnvolleren Begriff fände.

    Dennoch: Für mich kein schönes Wort.

  7. ollischuh

    Ein sonniges Hallo in die Runde,
    ich bin begeistert!

    Also, wir sind uns offensichtlich einig, daß der Begriff nicht glücklich gewählt ist. Und, er stand auch mit Sicherheit nicht immer für die erwähnten drei Säulen, bzw. im ausschließlichen Kontext mit der Natur. Ich habe hier noch einen alten Duden liegen, den ich immer mal wieder gern hinzuziehe. Dort wird lediglich von »lang anhaltender Wirkung« gesprochen.

    Eben. Und diese kann positiv oder negativ sein. Ein Atommüll-Endlager wirkt auch nachhaltig, aber eben negativ.

    Aber irgendjemand hat’s wohl erfunden und nun steht es für die drei Säulen, im positiven Sinne.

    Es bleibt jedoch erklärungsbedürftig.

    Nun nimmt man also einen erklärungsbedürftigen Begriff und kombiniert ihn mit einem anderen erklärungsbedürftigen Begriff: »Nachhaltiges Design«.

    Wohl gemerkt, Harald, die Idee, die dahinter steckt ist sicher nicht als hohles Marketing-Geschwurbel gedacht. Im Gegenteil. Designer können zum einen zu einem (besseren) Umweltbewußtsein beitragen, indem sie selbst Gutes tun und darüber sprechen oder indem sie Kunden dahingehend beraten und indem sie Lieferanten/Produzenten dahingehend auswählen.

    Für mich persönlich war und ist es ein Selbstverständnis. Dafür braucht es für mich nicht diese Charta. Aber, sie kann Kollegen wachrütteln oder aber auch Kunden zum Nachdenken bewegen. Wenn es denn bei der Zielgruppe ankommt.

    Insofern könnte man natürlich auch den Marketing-Effekt gönnen, wenn es unterm Strich zu etwas Gutem, also nachhaltigen und umweltfreundlichen Handeln führt.

    Zur Zeit sieht es allerdings in der Tat nur nach »Marketing-Geschwurbel« aus.

    Übrigens, unter »Nachhaltiges Design« verstünde ich eher, eben strategisches und konzeptionell durchdachtes, z.B. Corporate Design, mit langanhaltender, positiver, also neudeutsch, nachhaltiger Wirkung.

    Auch gut. ;-)

    Tschüssing vom Elbstrand
    Oliver Schuh | agd | die gebrauchsgrafiker

  8. Harald Link

    Aber warum nennt man die Dinge dann nicht beim Namen? Es geht um Verantwortung, um Wirkung, um Professionalität, um Können, um Dienstleistung zum Wohle des Kunden und seiner Interessen, um GUTES Design mit dauerhafter bzw. lang anhaltender positiver Wirkung.
    “Nachhaltig”?
    “Verantwortungsbewusst, qualität- und wirkungsvoll” wäre mir da lieber.

  9. ollischuh

    Du, ich weiß es doch auch nicht. ;-)
    Und ich bin ja auch kein Texter. Aber wie Du merkst, hast Du ja auch Schwierigkeiten die Idee dahinter in ein Wort zu packen. So ist das eben mit komplexen Welten.

    Mich würde an dieser Stelle interessieren: Ist denn der Begriff Nachhaltigkeit und seine Bedeutung wirklich geläufig?

  10. Sabine

    Hallo zusammen,
    Du fragst es Oliver….Das würde mich ebenfalls sehr interessieren. Eine Umfrage wäre doch super in der Personen zum Begriff Nachhaltigkeit befragt werden.
    Gibt es schon so was?

  11. ollischuh

    Leider habe ich bei meiner kurzen Recherche keine solche Befragung gefunden, liebe Sabine.
    Aber nebenbei bin ich über folgende zwei interessante Links gestolpert. Zum einen die Statistikdatenbank Statista die zum Thema Nachhaltigkeit doch einiges Interessantes liefert.
    Und zum anderen die Website Lexikon der Nachhaltigkeit.
    Dort kann man zum Beispiel wunderbar im wahrsten Sinne des Wortes, über die Wurzeln des Begriffs lesen.
    Auffallend ist, daß der Begriff damals eher wirtschaftlich geprägt ist. Es ging also nicht um den Baum der ökologisch wertvoll ist, sondern um den ökonomischen Wert für künftige Generationen. Liest man dann den Brundtland-Report, so fällt auf, daß es nach wie vor um den wirtschaftlichen Aspekt und auch den Lebensstandard geht. Insofern finde ich diesen Satz daraus auch sehr dehnbar: »Nachhaltig ist eine Entwicklung, „wenn sie den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“«
    Ich bin gespannt auf neue Meinungen! ;-)

    Tschüssing vom Elbstrand

  12. Det Mueller

    Hallo liebe Kollegen, lieber Oliver

    Angeregt durch Deine Xing Einladung bin ich auf dieses Thema hier aufmerksam geworden, obwohl ich mich seit Jahren beruflich damit beschäftige, da ich mich auf ökorrekt produzierende Zielgruppen konzentriere, die im Marketing unter dem Begriff LOHAS zusammengefasst sind. Schon vor 3 Jahren hab ich die AGD darüber informiert, aber kein Feedback erhalten. Insofern freue ich mich, dass jetzt über diesen Umweg LOHAS auch in die Grafiker-Köpfe einzieht.

    Ich spüre aber deutlich bei Euch allen immer noch eine leichte Verunsicherung der Begrifflichkeiten, obwohl viel Wahres und auch Richtiges in euren Annahmen steckt. Das hier ist aber nicht der Raum, das Thema erschöpfend zu diskutieren, deshalb empfehle ich dringend das Buch von Trendforscher Dr. Eike Wenzel “Bewusst grün – alles über die neuen Lebenswelten LOHAS”.

    Die Frage zum Verständnis von Nachhaltigkeit z.B. ist dort prima und erschöpfend erklärt. Es hat auf jeden Fall NICHTS zu tun, mit der langen Lebensdauer von Logos, sondern ist ausschließlich in den “green markets” genau so zu verstehen, wie Harald (5) es aufgeführt hat.

    Aber wie auch immer – ich finds klasse, was hier abgeht, weil es wichtig ist für unsere Welt und nicht nur eine Wortspielerei ist!

    Ich wünsche Euch allen einen wunderbaren und erfüllten Tag!

    Det – aus Köln

  13. der lohas-blog » Blog Archive » Endlich: Berufsverband der Designer (AGD) entwickelt “Charta für Nachhaltiges Design”.

    […] auch zu einer passenden Diskussion zur Begrifflichkeit der “Nachhaltigkeit” bittet hier […]

  14. der blog von muellerkonzept köln » Blog Archive » Wurde auch Zeit: Berufsverband der Designer (AGD) entwickelt “Charta für Nachhaltiges Design”.

    […] auch zu einer passenden Diskussion zur Begrifflichkeit der “Nachhaltigkeit” bittet hier […]

  15. Denise WIldner

    Eine Bemerkung am Rande: auf englisch heist Nachhaltigkeit „Sustainability”, das klingt meiner Meinung nach auch nicht besser. Im Gegenteil, da ist mir „Nachhaltigkeit” lieber, das klingt in meinen Ohren weniger gestelzt. Aber: „Nachhaltigkeit” klingt so wahnsinngi anstrengend!

    Das Witzige aber ist, dass Menschen, die auf eine gesunde und nachhaltige Lebensweise achten, LOHAS genannt werden.
    Wie geht denn das zusammen?

    Das ist – im Gegensatz zu „Nachhaltigkeit” und „Sustainability” – so ein niedliches kleines Wort, das ausserdem noch impliziert „Achtung bzw. (L)Oha!, da tut sich was. Die Menschen wachen auf und wollen plötzlich keinen Raubbau mehr an Ihrem Planeten betreiben (etc.)”.
    Und ein LOHA zu sein klingt so herrlich einfach und unkompliziert! Und es stimmt! Es gibt so viele Kleinigkeiten, die man in seinem alltäglichen Leben ändern kann, die nicht weh tun und trotzdem der Erde verdammt gut tun. Und so sollte „Nachhaltigkeit” auch klingen!
    In diesem Sinne, haut rein LOHAS! Shift happens!

    Engagierte Grüsse,
    Denise

  16. ollischuh

    Holla, ich finde es auch klasse, was hier abgeht.
    Aber ich finde eben gerade nicht, daß dies der falsche Ort wäre Begrifflichkeiten oder Ziele zu besprechen. Im Gegenteil.
    Ich wollte ja gerade darauf hinweisen, daß viele gut gemeinte und sinnvolle Dinge eher im stillen Kämmerlein ersonnen werden ohne ggfls. die Menschen da draussen zu berücksichtigen.

    Und die Wahrnehmung darf man eben nicht vernachlässigen. Leider Gottes ist dies aber in den überwiegenden Fällen der Fall.
    So finden, laut dem Europäischen Rechnungshof die wenigsten sinnvollen Aktionen Ihr Ziel. Fördergelder verpuffen da in Printmaterialien, die ihre Zielgruppe gar nicht erreichen.

    Puristisch könnte ich jetzt auch sagen, ist LOHAS oder Nachhaltigkeit nur ein Trend, dann haben wir nichts gewonnen oder dazu gelernt. Trends sind kurzlebige Haltungen.
    Ein Trend ist zeitlich begrenzt und damit eben das Gegenteil von Nachhaltigkeit.

    Wie ich ja schon im Eingangsbeitrag schrubbte. Guten Dingen gebe ich ein Podium. Damit ein Ding aber gut ist, muß es auch mit Inhalten und Taten gefüllt werden. Sonst ist es eben doch nur eine Marketing-Blase. Die Gefahr liegt eben nahe, daß Unternehmen eben nur auf einen Trend aufspringen. Ziel muß es sein, generell umzudenken oder die eigene Haltung neu auszurichten.

    Aus meiner Sicht scheinen eben vielleicht, ganz vorsichtig ausgedrückt, Kollegen sich dem Nachhaltigen Design verschrieben zu haben, weil es für sie auch eine gewisse Positionierung in einer Nische bedeutet. Dementsprechend wird, wie so oft, der Austausch eben auch sehr flach gehalten. Folge, es bekommt keiner mit und es dient eigentlich nicht der Sache.

    Frei nach dem Motto: Tue Gutes, aber sprich nicht drüber, sonst tun es andere vielleicht auch.

    Ich sehe es nicht als Marketing-Blase, sondern will dauerhaft und damit nachhaltig beitragen. Folgerichtig spreche ich darüber. ;-)

  17. ollischuh

    Oh, ich merke gerade, wo vielleicht ein Missverständnis aufgetaucht sein könnte. Inpunkto Gestaltung. Es müßte in meinem Eingangsbeitrag richtiger heißen: »Nachhaltiges Design beinhaltet für mich auch, daß Gestaltung und Entwicklung von Aussendarstellung oder Produkt eben dauerhaft Bestand hat, eben eine hohe Langlebigkeit.«
    Das kann ein Design von der Stange, ein heißgestricktes Logo von einschlägigen Billigplattformen nicht leisten. Es liegt doch auf der Hand, daß dort dann auch viel Makulatur entsteht. Und gerade das wollen wir ja unter anderem vermeiden. Dazu sind Erfahrung, Weitblick und die entsprechenden Kenntnisse zu den Produktionsabläufen immens wichtig.

    Warum ist denn der berühmte Flyer als Kommunikationsmittel so verpöhnt?
    Richtig. Weil er meistens nicht wirkt.

    Und wie kommt das?
    Richtig. Weil es kein Konzept gibt.

    Das Ende vom Lied? Ausser Spesen nichts gewesen und jede Menge Makulatur.

    Nun freue ich mich aber wieder auf andere Eindrücke! ;-)

  18. WENZEL Gruppe

    Hallo Herr Schuh und vielen Dank für die Einladung via twitter zu diesem Thema :-)

    Wie schon in den Kommentaren zuvor stellen auch wir fest, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ ausgelaugt und belastet daherkommt. Nichtsdestotrotz spielt er auch bei uns eine große Rolle.

    Speziell bei „Nachhaltigem Design“ geben wir Ihnen Recht, wenn Sie sagen, dass z.B. bei einem Firmenlogo eine eingehende Beratung wichtig ist, wie wir sie z.B. auch den Kunden bieten (Siehe auch Charta, Punkt 4 „Gemeinsam mit dem Kunden“). Wenn eine Veränderung bei einem Entwurf nötig ist, sagen wir das dem Auftraggeber auch und gieren nicht nach dem schnellen Euro. Denn was passiert z.B. bei einem ständigen Logowechsel, außer dass es kommunikativ (also vom CI her, das sich der Kunde einprägen soll) gesehen alles zunichte macht, was man sich vorher aufgebaut hat: alles was vorher bedruckt wurde, Plakate, Visitenkarten, Briefpapier, Autobeschriftungen, Kleidungsstücke – all das landet im Abfalleimer. Nachhaltiges Design bedeutet aus dieser Perspektive also: Dialog mit dem/Beratung des Kunden, ein möglichst langlebiges Design schaffen – denn die Folgen eines häufigen Designwechsels belasten am Ende auch die Natur.

    Was die Punkte „materaileffizient“, „energieeffizient“, usw. in Punkt 3 der Charta angeht, handeln wir schon im eigenen Interesse „nachhaltig“. Beispiel: Ein Kunde möchte für den Außenbereich ein Schild bedruckt haben und wählt als Material „Kappa“ (ein Hartschaum). Dann gibt es zwei Möglichkeiten: 1) Wir verkaufen es ihm, sehen ihn nach einer Woche wieder, weil Kappa nicht wetterfest ist, und verdienen noch einmal, weil er jetzt doch eher Acrylglas oder Aluminium vorzieht. (Oder: er kommt nie wieder, weil er nicht richtig beraten wurde, erzählt das vielleicht sogar weiter…) 2) Wir sagen ihm gleich, dass ein anderes, vielleicht etwas teureres Material besser („nachhaltiger“) wäre, da wetterfest, vermeiden so einen unzufriedenen Kunden/Reklamationen und: belasten nicht die Umwelt mit einem Kappa-Druck, der nach einer Woche sicher im Müll landet. Natürlich entscheiden wir uns hier für Möglichkeit 2, wie gesagt einerseits aus eigenem Interesse, andererseits auch im Interesse der Umwelt.

    Punkt 5 in der Charta thematisiert „Sozial nachhaltig“. Direkt am Design sind wir bei diesem Punkt oft nicht beteiligt, aber was das Material angeht, sehr wohl. Wir suchen uns unsere Lieferanten sehr gewissenhaft aus. Was wir dem Kunden abliefern, soll qualitativ hochwertig sein (wenn der Preis dafür auch ein anderer ist, als in Online-Billig-Druckereien). Das hat zur Folge, dass wir Ware beziehen, die in Deutschland produziert wird und mit deren Herstellung (unseres Wissen) gute Lebens- und Arbeitsbedingungen verknüpft sind. Beispiel Bedruckter Biertisch. Hier haben wir natürlich die Wahl, ein Billigprodukt zu importieren, das sicher nicht unseren Vorstellungen von „sozial nachhaltig“ entspricht, oder eine Garnitur zu erwerben, die weit über zehn Jahre hält und aus nachhaltigem Holzanbau stammt (Stichwort ökologisch) sowie aus Deutschland kommt (Stichwort sozial nachhaltig). Sicher müssen wir beim Kunden dafür ein paar Euro mehr verlangen, aber lieber so, als anders.

  19. Det Mueller

    @ Olli

    Lieber Olli – mit “nicht der richtige Raum” meinte ich nicht Deine wunderbare Diskussion hier, sondern tatsächlich Raum als Fläche! Ich könnte ein ganzes Buch an Wissen dazusteuern, wollte aber keinen Vortrag halten ;-)
    Aber eines noch:
    LOHAS ist Plural und Singular gleichzeitig! Deshalb bitte niemals das “S” weglassen. Es steht für Sustainability bzw. im Ganzen:

    L _ Lifestyle
    O _ Of
    H _ Health
    A _ And
    S _ Sustainbility

    – der Lebensstil der sich an Gesundheit und Nachhaltigkeit ausrichtet…

    LG Det

  20. ollischuh

    Na, moin, Det,
    da habe ich mir allerdings einen Setzfahler geleistet. Ausgerechnet Sustainbility unterschlagen! Schon korrigiert. ;-)

    Ok, mit dem »Raum« habe ich Dich tatsächlich missverstanden. Also, aber ein wenig geht noch. Fühl Dich frei Kapitel aus Deinem »Wissensbuch« anzureissen.

    Liebe Wenzel Gruppe. ;-)
    Genau so meinte ich es. Einen wunderbaren Beitrag zur Nachhaltigkeit kann Design eben schon dadurch leisten, daß Strategie und Konzept so schlüssig sind, daß kaum für die Rundablage produziert wird. Im nächsten Gang dürfen Strategie und Konzept natürlich schon gleich Nachhaltigkeit beinhalten oder gar thematisieren. Und dann die offensichtlichste »Einflußnahme«, der verantwortungsvolle Blick auf die nachhaltige Produktion von z.B. Printprodukten.

    Es ist also nicht damit getan, auf FSC Papieren drucken zu lassen.

    So verstehe ich die AGD Charta Nachhaltiges Design.
    Und so möchte ich sie mit Leben füllen.

    Wer macht noch mit?

    Gruß vom Elbstrand
    Oliver Schuh | agd | die gebrauchsgrafiker

  21. Nicole Kreye

    ich lese gerade das erste mal hier diesen Blog. Vor einigen Jahren gab es in Mainz eine Podiumsdiskussion (Mainzer Designgespräche) von der descom (Designforum Rheinland-Pfalz) mit dem Titel “für Immer und Ewig? Über die Haltbarkeit von Gestaltung und Gestaltern”. Das war auch sehr interessant.
    Konsens den ich daraus gezogen habe: Design kann nicht ewig bestehen, Design muss im Fluss sein und sich verändern.
    Gutes Design überdauert, und kann nachhaltig beeinflussen.
    Und trotzdem kann gutes Design nur überdauern und nachhaltig sein, wenn es sich neuen Gegebenheiten anpasst bzw. sich in diese einfügt.

    Für mich ist der Begriff Nachhaltigkeit übrigens nicht negativ besetzt sondern ich verstehe darunter “Einsatz mit Kopf und Weitsicht”.

    Mir ist es bei meiner täglichen Arbeit wichtig dem Design, aber auch den letztendlich daraus resultierenden Druckprodukten die Qualität zu geben, dass diese überdauern können.

    Weiter kommt natürlich das verwendete Material dazu. Und da müssen wir uns nix vormachen, das ist oftmals alles andere als umweltverträglich, also nachhaltig. Da heißt es, kleine Schritte in die richtige Richtung machen.

    Die soziale Nachhaltigkeit sollte eigentlich kein Thema sondern selbstverständlich sein … aber da tut sich zum Glück auch das ein oder andere.

    Viele Dinge, welchen in den letzten Jahren Namen gegeben werden, wurden schon immer von Menschen beherzigt und befolgt. Jetzt geht es darum, die große Masse zum sinnigen und verträglichen Handeln zu bewegen, zu überzeugen und eine große Bewegung Weltweit zu erreichen. Richtig dran glauben kann ich leider nicht

    Grüße vom Rhein- an den Elbstrand – Nicole

  22. ollischuh

    Willkommen Nicole,
    ich hoffe es wird nicht das letzte Mal sein und bin mir sicher, daß Du hier noch das eine oder andere für Dich interessante finden wirst. ;-)

    Klar muß Design auch immer in Bewegung bleiben. Aber nur ein durchdachtes und professionell umgesetztes, z.B. Corporate Design kann in Bewegung bleiben und sich ggfls. auch einem Trend anpassen oder sogar selbst einen setzen. Siehe hierzu auch diesen Beitrag: black is beautiful

    Natürlich sollte es auch eine Selbstverständlichkeit sein, daß man seine Kunden ordentlich und spätestens jetzt auch im Sinne der Nachhaltigkeit berät. Das wahr immer schon so und sollte auch weiterhin so sein. Der moralische Zeigefinger wäre allerdings nicht angebracht.

    Grafiker können Möglichkeiten aufzeigen. Entscheiden muß der Kunde aber immer noch selbst.

    Freue mich weiterhin auf weitere Gedanken.

    Gruß vom sonnigen Elbstrand
    Oliver Schuh | agd | die gebrauchsgrafiker

  23. ollischuh

    Für Interessierte gibt es den genauen Wortlaut der AGD Charta für nachhaltiges Design nun auch hier in unserem Blog.
    Als AGD Mitglied und Zeichner der Charta natürlich mit der freundlichen Genehmigung der AGD Arbeitsgruppe für nachhaltiges Design.
    Eingereicht habe ich die Charta auch für einen Eintrag ins Lexikon der Nachhaltigkeit, in Erwartung einer Antwort.

    Sonnigen Gruß vom Elbstrand
    Oliver Schuh | agd | die gebrauchsgrafiker

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